Leo Grewenig über seine Arbeitsweise

Schon früh morgens zieht es mich in mein Atelier, das ebenerdig zum Garten gelegen ist. Hier setze ich die Arbeit vom Vortag fort oder beginne etwas Neues. Oft arbeite ich an mehreren Blättern oder Ölbildern gleichzeitig, aber nur in der Anfangsphase. Wochen, - manchmal monatelang, beschäftige ich mich nur mit dem Material Papier oder dem Material Holz als Malgrund. Beide Techniken befruchten sich trotz ihrer Verschiedenheit gegenseitig.
Allgemein entsteht mein Bild frei, ohne Vor-Skizze und ohne vorgefertigtes Material. Innere Spontaneität setzt äußere Vorgänge in Bewegung. Während der Arbeit führt die Phantasie die Einfälle und Zufälle. Geheimnisvolle Inhalte entfalten ihr Eigenleben. Eine andere Natur offenbart sich. Handwerkliche und künstlerische Erfahrungen kontrollieren das werdende Bild. Ein Bild ist erst dann fertig, wenn es mir alleine gefällt. Die Bildtitel gebe ich zuletzt. Sie entstehen oft aus dem für mich Sichtbargewordenen oder im Wissen um bildgewordene Erfahrungen.  

Nach den Kriegs- und Nachkriegserlebnissen fand meine alte Malart (Szenenbilder) keine direkte Fortsetzung mehr. Der Versuch, wieder die verlorene Mitte zu erreichen, gelang etwas abweichend vom alten Stil in dem Bild "Maskerade" von 1948. Auf eine Reihe naturalistischer Studien und Bilder in Aquarell und Öl folgte eine allmähliche, über viele Jahre sich hinziehende Loslösung vom realen Gegenstand. Ich fing an, eine Vorstellungswelt zu verwirklichen, die im Bereich des Surrealen und der abstrakten Darstellungsweise liegt.

Aus persönlichen Aufzeichnungen Leo Grewenigs (1983)

Maskerade, Öl auf Holz (1948)